Wenn man das Lernkonzept der Atelierarbeit erklärt, tauchen immer wieder ähnliche Fragen auf. Ich habe versucht, sie so gut wie möglich zu beantworten. Wenn Sie weitere Fragen haben, treten Sie mit mir in Kontakt. h.lamprecht@atelierarbeit.de
1. Woher kommt all das Material, das zur Verfügung gestellt werden muss?
Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
A) Sie fragen die Schulleitung, ob für alle Klassen etwas angeschafft werden kann (z. B. auch durch den Förderverein)
B) Sie Fragen die Eltern der Klasse, wer etwas beisteuern kann (Messbecher, Küchenwaagen, Zollstöcke, Materialien für das Künstleratelier etc. und vielleicht einen finanziellen Zuschuss, damit Sie manche Dinge anschaffen können)
C) Schwerpunktschulen oder Einzelintegrationen im Mainzer Raum werden zur Zeit vom Verein gemeinsam leben- gemeinsam lernen Mainz e.V. auf Anfrage bezuschusst.
Einige Dinge, die ich für das Rechenatelier benötige, hole ich ständig aus dem Lehrmittelraum (der glücklicherweise in der Nähe meiner Klasse ist). Sehr viele Dinge habe ich privat angeschafft. Der Verein gemeinsam leben – gemeinsam lernen hat nun glücklicherweise meine Arbeit finanziell unterstützt.
2. Wie soll ich in einem „normalen“ Klassenzimmer den Platz für die Materialien finden?
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Auch wenn es beengt ist, ist es möglich, Dinge unterzubringen. Es gibt auch die Möglichkeit, höhere Regale anzuschaffen. Gruppenarbeiten können auf den Flur verlegt werden …
3. Brauche ich für die Atelierarbeit ein besonders großes Hintergrundwissen zum Thema?
Ja und nein. Die Fragen der Kinder werden kommentarlos und unbeantwortet gesammelt. Sie haben dann die Möglichkeit, einige Fragen selbst zu Hause zu recherchieren, bleiben mit ihrem Wissen aber im Hintergrund und lenken/steuern nur/geben Hilfen, um Fragen korrekt zu beantworten.
4. Ab welcher Klassenstufe wird in Ateliers unterrichtet?
Im Prinzip kann man ab jeder Klassenstufe mit der Atelierarbeit beginnen. Es gibt Versuche, bereits im ersten Schuljahr damit zu beginnen. Wenn man noch wenig Erfahrung mit dem Lernkonzept hat, ist es einfacher in der dritten Klasse zu beginnen.
5. Gibt es auch noch „normalen Unterricht“?
Die Atelierarbeit umfasst inhaltlich ein Sachunterrichtsthema, an dem fächerübergreifend Kompetenzen erlernt werden. Im Idealfall enthalten die Stunden der Atelierarbeit im dritten Schuljahr alle Sachunterrichtstunden, jeweils eine Mathe- und eine Deutschstunde und die beiden BTW-Stunden. Das heißt, in den restlichen Deutsch- und Mathestunden wird der Unterricht wie gehabt durchgeführt.
6. Muss ich täglich Atelierarbeit machen?
Das obliegt der Lehrperson. Im Idealfall geben Sie Ihren Kindern täglich die Möglichkeit, wenigstens kurz (30 min) im Atelier zu arbeiten oder Arbeitsergebnisse zu präsentieren und bauen zusätzlich einen Ateliertag ein, an dem die Kinder wenigstens vier Stunden Zeit für das Arbeiten in den Ateliers haben. Vielleicht gibt es auch einmal Phasen, in denen Sie die Atelierarbeit reduzieren müssen.(Z. B. sollen alle Kinder im Fach BTW Kompetenzen im Umgang mit der Laubsäge erlernen oder sie möchten Töpfern. Oder Sie haben eine 4. Klasse und nehmen an der Verkehrserziehung teil. Die 8 Punkte des Linksabbiegens können sie nicht im Atelier erarbeiten …)
Dennoch werden Sie die Erfahrung machen, dass die Kinder ihrer Klasse immer wieder von sich aus das Lernkonzept der Atelierarbeit einfordern.
7. Was macht man mit Kindern, die nicht arbeiten bzw. denen „freies Arbeiten“ schwerfällt?
Es ist wichtig, solchen Kindern Barrieren zu entfernen. Meist haben sie Schwierigkeiten sich zu organisieren. Besonders beim Einstieg in die Arbeit kann man Hilfen geben. Bei der Auswahl der Aufgaben kann man unterstützend behilflich sein: Karten vorlesen, gemeinsam überlegen, in welches Atelier man gehen darf, einen Partner finden usw. Die Karten bieten eine große Möglichkeit der Differenzierung und in der Regel findet jedes Kind etwas, das ihn/sie interessiert.
8. Wie verhindere ich, dass nur leichte Aufgaben gewählt werden?
In der Regel versucht ein Kind ein Ergebnis zu finden, auf das es stolz ist. Wenn das Ergebnis unter dem Niveau des Kindes liegt, bekommt es das in der Präsentation höflich gespiegelt. Das verpflichtende Wechseln der Ateliers verhindert, dass ein Kind sich nur im Künstleratelier aufhält.
9. Wie erlernen die Kinder den Umgang mit den geforderten Kompetenzen?
Wenn ich zum Beispiel im Fach Deutsch mit den Kindern ein Elfchen erarbeitet habe, gebe ich die Karte: „Schreibe zum Thema ein Elfchen“ in die Sprachbox.
10. Wie kommen Kinder mit der Abstraktheit der Fragen zurecht?
Das ist für die Kinder noch nie ein Problem gewesen. Das Thema ist ihnen durch das Sammeln der Fragen und durch das Gestalten der “Neues Thema“-Seite im Atelierbuch stets bewusst.
11. Wann findet die Präsentation statt?
Wenn die Kinder mit ihrer Aufgabe fertig sind und sie mit mir besprochen haben, dürfen sie sich auf eine Präsentationsliste eintragen. Wenn etwa 3-4 Gruppen etwas präsentieren wollen, findet in der Atelierarbeitszeit die Präsentation statt.
12. Wie lernen die Kinder die Rechtschreibung?
Die Rechtschreibung wird ganz regulär im Deutschunterricht (5 Wochenstunden im 3./4. Schuljahr + Hausaufgaben) vermittelt. Bei der Atelierarbeit müssen die Kinder darauf achten, dass sie die Arbeitsaufträge fehlerlos abschreiben. Manche Aufträge verlangen eine absolut korrekte Schreibweise: “Gestalte ein Gitterrätsel zum Thema!” oder “Finde Fachbegriffe zum Thema!” Dann wird die Rechtschreibung sehr genau überprüft. Auch bei Infoplakaten, die in der Klasse aufgehängt werden. Wenn aber ein Kind eine lange Fantasiegeschichte zum Thema geschrieben hat, kann es sein, dass die Rechtschreibung in den Hintergrund tritt.
13. Wie lernen die Kinder die schriftlichen Rechenverfahren?
Auch der Mathematikunterricht findet mit einer Wochenstundenzahl von 4-5 Stunden (im 3./4. Schuljahr) und Hausaufgaben statt. Hier lernen die Kinder ganz regulär die schriftlichen Verfahren. Die Atelierarbeit gibt ihnen zusätzlich die Möglichkeit, einmal zu einer Sache zu experimentieren und Sachaufgaben zu lösen. Diese werden jedoch nicht ins Matheheft geschrieben.
14. Wie überzeuge ich die Eltern?
Durch Kinder, die gerne in die Schule gehen und mit Freude und Engagement arbeiten. Sie müssen die Eltern nicht um Erlaubnis bitten. Beginnen Sie mit der Atelierarbeit und arbeiten Sie mit den Kindern. Am nächsten Elternabend können sie das neue Lernkonzept vorstellen. Oder informieren Sie vorher – ich habe noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. In der Regel freuen sich Eltern über Lehrkräfte, die engagiert, innovativ und mit Freude unterrichten. Tipp: Für Eltern ist es oft eine Hilfe, wenn sie wissen, was sie mit ihrem Kind für einen Test lernen sollen.
15. Wie überzeugt man KollegInnen?
Hier gibt es kein Patentrezept. Wir haben mit dem gesamten Kollegium einen Studientag zur Atelierarbeit gemacht. So kommt man besser ins Gespräch …
16. Kann man Atelierunterricht auch mit einer normalen Klasse ohne beeinträchtigte Kinder unterrichten?
Frau Baumann und Frau Talgeh haben das Lernkonzept der Atelierarbeit entwickelt, weil sie eine Unterrichtsform benötigten, die das gemeinsame Unterrichten von beeinträchtigten und Regelkindern ermöglichte. Sie haben damit ein Lernkonzept entwickelt, die in einem hohen Maße die sozialen Kompetenzen der Kinder auf natürliche Art fördert und es den Kindern ermöglicht – jeder in seiner Lernstufe – sich so zu entwickeln wie er/sie es gerade kann. Natürlich kann man diese Methode auf jede Klasse übertragen. Hinzu kommt, dass wir aufgrund der UN-Konventionen davon ausgehen sollten, dass wir früher oder später an allen Schulen beeinträchtigte Kinder haben werden.
17. Kann man Atelierarbeit benoten?
Das ist ein schwieriges Thema. Ja und nein.
Um eine Leistungsbeurteilung (verbal oder in Form von Noten) kommen wir Lehrpersonen nicht herum. Die neue Grundschulordnung sieht vor, dass klassenbezogene und individuelle Leistungsfortschritte bewertet werden.
(§33, 2) Der Unterricht muss genügend bewertungsfreie Lernabschnitte enthalten. Dokumentationen des Lernprozesses (Lerntagebuch, Portfolio, etc.) sind natürlich möglich und notwendig.
Gelten bei individuellen Leistungsnachweisen die Ziele des schuleigenen Arbeitsplans der Stufe?
Nein. Die Beurteilung individueller Leistungsnachweise orientiert sich an dem Lernstand des Kindes und der individuellen Lernentwicklung.
Spielt der Zeitfaktor bei schriftlichen Leistungsnachweisen eine Rolle?
Bei gruppenbezogenen schriftlichen Leistungsnachweisen ist der zeitliche Umfang zu berücksichtigen. Ausnahmen: Nachteilsausgleich und Kinder mit Lernstörungen und Lernschwierigkeiten
Bei individuellen Leistungsfeststellungen: nein (Bildungsserver Rheinland-Pfalz)
Die Dokumentation der Atelierarbeit wird in Form eines Lerntagebuches, bzw. Portfolios (Atelierbuch) durchgeführt. Dadurch hat man als Lehrperson ein Buch/Heft in der Hand, in dem ein Lernprozess durch das Kind dokumentiert wird (mit Datum und verbaler Bemerkung seitens der Lehrperson, später auch seitens des Kindes). Das ist ein wichtiges Dokument zum Beurteilen des individuellen Lernfortschrittes. An der GS, an der ich arbeite, werden bereits im dritten Schuljahr Noten vergeben und wir sind nicht Schwerpunktschule. Es ist notwendig, SU-Tests zu schreiben. Dabei gehe ich folgendermaßen vor:
Zu Beginn eines Atelierthemas werden wie üblich alle erdenklichen Fragen, die die Kinder zum Thema haben, notiert. Im, Laufe der Atelierarbeit werden diese Fragen beantwortet: durch Nachschlagen, Suchmaschinen, durch Eltern/Lehrperson, durch Fachleute, durch einen Vortrag oder ein Referat. Die Antworten werden nach ihrer Präsentation für alle ersichtlich im Klassenzimmer aufgehängt. Wenn sich das Thema dem Ende neigt, überlege ich mit den Kindern gemeinsam, was wir gelernt haben und welche Fragen für einen Test geeignet sind. Diese Fragen erhalten die Kinder auf einem gesonderten Arbeitsblatt. Im Klassenzimmer müssen sie nun die Antworten finden, wenn sie sie nicht sogar bereits im Kopf haben. Dieses „Lernblatt“ wird nun gemeinsam verglichen, damit alle die gleiche Ausgangslage haben und die Kinder haben mind. 3 Tage Zeit, um sich auf den Test vorzubereiten (auch zu Hause). Sie wissen, dass im Test die eine oder andere Frage erscheinen wird, die sie nicht üben konnten, aber beim genauen Aufpassen bei Präsentationen trotzdem beantworten können (der sogenannte Einsverhinderer – schreckliches Wort, doch auch ich bin mit der gaußschen Normalverteilung groß geworden…) Somit habe ich durch das Portfolio/Lerntagebuch/Atelierbuch die individuelle Leistungswertung und durch den SU-Test einen klassenbezogenen Test.
Was sie jedoch nie tun sollten: Die Arbeitsergebnisse, die im Plenum präsentiert werden, durch Noten zu bewerten.
Das habe ich einmal probiert. Ich hatte die Atelierarbeit im 2. Schuljahr eingeführt und meine Klasse hatte es gelernt, sich realistisch einzuschätzen. In der Präsentation haben sie sachlich korrekt auf höfliche Art und Weise Kritik und Verbesserungsvorschläge angebracht. Und dies geschah sogar individuell! Das heißt, ein leistungsstarker Schüler bekam z. B. gesagt, dass das ja ganz niedlich sei, was er da gemacht hätte, aber sie wüssten er könnte es besser. Eine leistungsschwache Schülerin hatte auf eine ähnliche Arbeit von der gleichen Klasse die höchste Bewertung und das beste Lob erhalten. Also dachte ich, dass man dann ja wunderbar offiziell individuelle Noten geben könnte. So etwas geht nicht. Die Kinder waren auf einmal nicht mehr in der Lage, bei der Präsentation ehrlich zu kritisieren, denn sie wollten nicht schuld daran sein, dass der/die Mitschüler/in eine schlechtere Note erhielt.
19. Muss ich pro Thema jedes Atelier besucht haben?
Im Idealfall ja, aber eigentlich ist es auch egal. Bei mir sind die Ateliers in Farben eingeteilt. Das Sprachatelier hat die Farbe rot (wie der Deutschordner) und blau ist das Rechenatelier usw. Auf der letzen Seite ihres Atelierbuches haben meine Kinder eine Liste. In diese Liste notieren sie das Thema des Ateliers und malen das erste Kästchen in der Farbe des Ateliers an, welches sie gedenken zu besuchen. Wenn sie das Atelier wechseln wollen, müssen sie erst in der Liste nachschauen, welches Atelier sie besuchen dürfen. Durch diese Liste haben das Kind und ich schnell einen Überblick, in welchen Ateliers bereits gearbeitet wurde und wir können es vermeiden, dass eines doppelt besucht wird. Manche Kinder arbeiten grundsätzlich schnell und bearbeiten 4-5 Ateliers während eines Themas. Andere arbeiten extrem langsam und bearbeiten nur 1-2 Ateliers. Aber alle wissen, dass sie ihre vorherige Arbeit zu einem anderen Thema berücksichtigen müssen. Dadurch ist gewährleistet, dass jedes Kind jedes Atelier regelmäßig aufsucht.
20. Was ist, wenn ein Kind zu einem Thema nur ein Atelier besucht hat?
Die Frage erübrigt sich. Wenn das der Fall ist, muss man natürlich genau schauen, woran das lag. Wenn das Kind intensiv an einer Sache gearbeitet hat, beim Plenum aktiv war und den Test durchlaufen hat – warum nicht? Meistens ist das der Fall, wenn ein Kind dabei ist, sich zu spezialisieren. Dann ist es wichtig – je nach Kind – dieses zu fördern und zu schauen, dass Ergebnisse auch gesichert werden. Wenn ich aber als Lehrperson feststelle, dass das Kind seine Zeit nicht sinnvoll genutzt hat, dann halte ich mich zurück. Auch dieses Kind wird seine Arbeit im Stuhlkreis präsentieren und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich gar nichts zu sagen brauche. Die Kinder erledigen das auf ehrliche freundliche und höfliche Art (darauf bestehe ich immer) für mich. Aber eigentlich weiß es das Kind schon selbst. Denn wenn man schon nicht stolz in die Präsentation geht, dann fühlt man sich nicht so recht wohl. Ein zweites Mal passiert das in dieser Form dem Kind nicht wieder.
21. Wie geht man damit um, wenn eine Gruppe mit ihrer Arbeit nicht fertig wurde?
Das passiert hin und wieder und lässt sich auch nicht vermeiden. In einem solchen Fall wird die Arbeit kurz unterbrochen (Test und Einstimmung ins das neue Thema) und in das neue Thema geschoben und dort fertig bearbeitet. So etwas passiert. Das Ergebnis wird dann aber trotzdem noch präsentiert.
22. Wird der Musikunterricht auch im Atelier unterrichtet?
Nein, der Musikunterricht wird im “normalen” Klassenunterricht bzw. Fachunterricht erlebt. Dennoch können im Künstleratelier einige wenige Musikaufgaben freigestellt werden, wie zum Beispiel: Finde ein Lied, das zum Thema passt oder erfinde einen Hip-Hop, der zum Thema passt, vertone ein Gedicht, das zum Thema passt oder erfinde einen Tanz, der zum Thema passt usw. Einmal hatte ich den Fall, dass sich ein Junge ein Musikbuch aus dem Künstleratelier genommen hat, ein Lied zum Thema fand und dieses für sich zu Hause am Klavier einstudiert hat. Dieser Junge kam dann am nächsten Tag in die Schule und bildete seine eigene „Band“. Sie bestand aus ein paar Kindern mit Klanghölzern, Rasseleiern Tänzern und Sängern und er am Klavier. Es war ein bereichernder Beitrag. Doch den Musikunterricht kann eine solche Aktion von wenigen nicht ersetzen.
23. Woher weiß ich, welche Karten/Aufträge ich als Lehrperson den Kindern zur Verfügung stellen kann?
Die Atelierarbeitsaufträge entsprechen den Kompetenzen der Lehrpläne. Das heißt, mit ein wenig Mühe kann sie jeder für sich selber formulieren. Sie beginnen zum Beispiel mit den Kompetenzen, die für das jeweilige Schuljahr vorgesehen sind. Außerdem ergänzen Sie das Angebot mit Kompetenzen, die die Kinder noch nicht zwingend erreicht haben, und fügen einige einfache Aufträge hinzu. Ich habe damals mit einer zweiten Klasse angefangen und habe viel zu viele Auftragskarten gehabt. Teilweise konnten die Kinder sie nicht verstehen. Bsp: Künstleratelier: Gestalte ein Schmuckblatt, das zum Thema passt. Wenn der Begriff Schmuckblatt noch nicht geklärt ist, ist es unmöglich, eine solche Aufgabe zu bewältigen. Das Mädchen hat damals mit viel Liebe ein Blatt gepresst und es dann mit Gold und Glitzerstiften verziert. Also ein geschmücktes Blatt – ein Schmuckblatt – so stellte sie sich das vor …
24. Wie wird die Atelierarbeit dokumentiert?
Im Atelierbuch wird jeder Arbeitsauftrag notiert. Die Kinder meiner zweiten Klasse bekamen einen Zettel, den sie in der Farbe des Ateliers angemalt haben und auf den sie den Atelierauftrag notiert. Im dritten Schuljahr haben sie einen zweiten Zettel bekommen. Auf dem kreuzen sie an, ob sie Hilfe bekommen haben und wie sie ihre Arbeit einschätzen. Am Ende des vierten Schuljahres notierten sie sogar die positiven und negativen Kritikpunkte des Plenums. Von anderen Schulen habe ich gehört, dass eine Dokumentation in der Notation des Arbeitsauftrages erfolgt und später des Kommentars, was ich daraus gelernt habe. Alles ist möglich. Meine Atelierbücher enthalten auch Fotos und Erlebnisberichte, sind eher wie ein Portfolio gestaltet – aber das ist Geschmackssache.
25. In welcher Sozialform wird gearbeitet?
In meiner Klasse herrscht das Motto: Jeder muss mit jedem Arbeiten können. Wir müssen nicht heiraten, doch zusammenarbeiten müssen wir können. Auf einer persönlichen Liste auf der vorletzten Seite des Atelierbuches muss jedes Kind ankreuzen, mit wem es gearbeitet hat. So wird auf einen Blick ersichtlich, mit wem er/sie seltener arbeitet und bemüht sich selbst um den Sozialkontakt. Aber auch hier gilt: Wer immer alleine arbeitet, wird von mir aufgefordert auch mal in der Gruppe zu arbeiten und umgekehrt
26. Warum macht das Arbeiten in Ateliers den Kindern so viel Spaß?
Das ist nun wirklich eine einmalige Erfahrung, die ich nach 15jähriger Schulerfahrung in dieser Form noch nicht erlebt habe. Die Kinder fordern das Arbeiten ein, sind nicht mal enttäuscht, wenn man darüber einen Test schreibt. Denn es sind ihre Fragen, ihre Themen, ihre Belange. Sie bringen das Interesse mit und können kreativ sein. Und wir nehmen die Kinder ernst. Wir geben nicht vor, was gelernt werden muss, sondern wir fragen, was die Kinder an der Thematik interessiert. Und das ist meistens viel mehr, als wir erwartet hätten. Wir lassen die Kinder entscheiden, in welcher Solzialform sie die Arbeit durchführen wollen und haben das Glück zu beobachten, wie sich ein Mensch entwickelt. Auch die Präsentation ist authentisch und echt. Jeder interessiert sich für den anderen und muss sich auch bei entsprechender Person entschuldigen, wenn er/sie einmal nicht aufmerksam war. Das ist echt, nicht künstlich, die Lehrperson wird zum Moderator, Lernbegleiter und Unterstützer.
27. Muss wirklich jede Arbeit präsentiert werden?
Ja. Die Präsentation ist der Kern der Atelierarbeit. Hauptaufgabe eines jeden ist es, etwas herzustellen, das man präsentieren kann und am Ende folgt immer die Frage: Was möchtest du nun damit tun? An der Präsentation partizipieren alle Kinder: Schulung der sozialen Kompetenz, Wissensvermittlung, Kritik geben und annehmen, mit Fehlern umgehen…. Ohne die Präsentation wäre die Atelierarbeit weniger wertvoll – das wissen und spüren alle und deswegen sind alle dabei. Es ist nie langweilig, manchmal sind echte Highlights dabei und es ist immer authentisch und echt!